Bei dm im Regal mit Shampoos und Seifen für Kinder: Eine Seifenpackung mit einem strahlenden Jungen im Schaumbad. Aufschrift: Sieger. Eine Seife in Pokalform, alles schön in blauen Jungstönen gehalten. Daneben eine Seifenpackung in Rosa mit einem kleinen lockigen Mädchen mit Krönchen im Schaumbad. Aufschrift: Prinzessin. Eine Seife in Herzform.
Und ähnliches findet sich überall in den Spielzeugläden wieder. Auf die Farbgebung rosa für Mädchen und blau für Jungs brauche ich hier gar nicht weiter einzugehen. Dazu gibt es genug zu lesen. Auch unabhängig davon spiegeln die meisten Spielsachen die Rollenklischees wider. Bei Legofriends sitzen die (langbeinigen dünnen) weiblichen Figuren im Garten und trinken Limonade, vielleicht dürfen sie immerhin mal reiten oder mit dem Hund spazieren gehen. Sie werden als die neue beste Freundin beworben. Die männlichen Figuren sind Bauarbeiter, Zugführer, Astronauten, Rennfahrer, etc. Weibliche Figuren tauchen vielleicht noch mal als Tierpflegerinnen auf.
Bei den Überraschungseiern für Mädchen sind jetzt auch schon mal langbeinige, dünne Mini-Barbiepuppen herausgekommen, die wackelig auf einem Bein im Stöckelschuh tänzeln. Keine davon stand mit beiden Beinen fest im Leben.
Das sind erstmal ganz subjektive Eindrücke. Vermutlich gibt es von Lego auch andere weibliche Figuren mit handfesteren Beschäftigungen, wenn man danach sucht. Vielleicht ist Playmobil ja sogar ganz geschlechtergerecht in seiner Rollenverteilung (wir haben aber auch da schon eine langbeinige, dünne Reiterin mit auszuwechselnden Frisuren geschenkt bekommen).
Doch ich finde diese ersten Eindrücke schon recht bezeichnend. Immer sind es die männlichen Figuren, die etwas aktives tun, während die weiblichen Figuren einfach nur da sind und in erster Linie schön aussehen. Jungs werden motiviert, etwas zu machen, etwas zu erreichen, sich anzustrengen. Mädchen werden dazu ermuntert, schön und lieb zu sein und mit Hilfe ihres strahlenden Lächelns das zu bekommen, was sie möchten.
Da brauchen wir uns dann auch nicht zu wundern, dass Frauen sich bei Gelegenheit lieber ins Private zurückziehen, sich um Freunde und Familie kümmern und darum, dass zuhause alles schön ist. Sie dekorieren, kochen und backen, sie nähen und stricken und haben ein schlechtes Gewissen, weil es immer Frauen gibt, die das alles noch besser machen als sie (ein wenig Wettbewerb gibt es also auch unter Frauen!). Bitte nicht falsch verstehen: ich stricke auch gerne (wenn auch langsam und nicht besonders gut), ich nähe mittlerweile sogar gerne. Allerdings denke ich, dass das kein Selbstzweck sein kann. Ich glaube sogar jeden einzelnen Frau, dass sie das gerne und freiwillig macht und dass sie es gar nicht anders möchte. Aber das Gesamtbild weist dann doch wieder auf ein gesellschaftliches Phänomen hin: Wieso sind es denn (fast) immer Frauen, die gerne häuslich werden, während Männer wieder rausgehen und den Wettbewerb mit anderen suchen?
Natürlich gibt es Tage, an denen ich auch am liebsten aufhören möchte, mich anzustrengen, immer wieder gegen Widerstände anzukämpfen, immer wieder zu hinterfragen, ob ich eigentlich das richtige tue. Stattdessen würde ich auch gern einfach nach Hause gehen, die Nähmaschine hervorholen und schauen, was ich aus dem Pünktchenstoff denn Tolles machen kann. Und manchmal tue ich das sogar. Das ist ja auch völlig okay. Aber trotzdem kommt dann der Punkt an dem ich merke, dass ich mich doch nicht einfach geschlagen geben kann, sondern dass ich doch wieder gegen die Widerstände angehen und mein Bestes geben will. Mal klappt das, mal nicht. Aber aufgeben? Niemals!
Das bin ich schon meinen Töchtern schuldig. Denen will ich ja auch beibringen, nicht zu schnell aufzugeben, sondern es immer noch mal zu versuchen, bis es entweder klappt, oder sie stolz sagen können, sie haben es wenigstens ernsthaft versucht. Vielleicht lerne ich ja auch einiges davon.
Und ja, irgendwann werden auch sie mit Barbies spielen dürfen, wenn sie möchten. Mal schauen, was für Geschichten sie sich dann ausdenken.